Was ist Borderline?
Borderline, in der Kurzform als BPS bezeichnet, ist eine durch Instabilität und Impulsivität bezüglich des eigenen Selbstbildes, Stimmungsschwankungen sowie komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen geprägte Persönlichkeitsstörung.
Erstmalig wurde die Bezeichnung Borderline im Jahr 1938 durch Alfred Stern, Psychiater, geprägt. Als Borderliner – d.h. „Grenzgänger“ – wurden von Stern Menschen mit psychischen Störungen bezeichnet, deren Symptome weder einer Psychose noch einer Neurose zugeordnet werden konnten. Diese Bezeichnung war nicht eindeutig klar, was zudem zu Bezeichnungen „präschizophrene Persönlichkeitsstruktur“ oder „pseudoneurotische Schizophrenie“ führte.
Das Borderline Symptom
Betroffene, bei welchen eine Borderline Persönlichkeitsstörung vorliegt, erfahren und durchleben einen häufig über viele Jahre andauernden Leidensdruck. Beeinträchtigung erfahren sie durch Störungen in ihrer Gefühls- und Denkweise, in ihrem Handeln insbesondere hinsichtlich zwischenmenschlicher Beziehungen und letztlich in einem gestörten Selbstbild.
Häufig erfahren „Borderliner“ weitere, zumeist sehr einschneidende sowie einschränkende Belastungen wie beispielsweise Depressionen, selbstverletzendem Verhalten, in Kurzform als „SVV“ bezeichnet. Hinzu kommen die typischen dissoziativen Störungen. Dissoziationen sind wiederum durch viele psychische Fehlfunktionen geprägt. Betroffene nehmen ihre eigene Person und/oder Umgebung anders wahr, es kann zu einer Einschränkung des Erinnerungsvermögens und, was zumeist am unerträglichsten empfunden wird, zu einer Abnahme oder schlimmstenfalls einem völligen Verlust von Empfindungen wie Hunger, Angst oder Schmerz sowie eigener Emotionen bzw. Gefühle führen. Dieser Verlust kann, häufig ohne nachvollziehbaren Grund, von einer Minute zur anderen ausgelöst werden.
Borderline und Trigger
Bei Trigger handelt es sich um Sinneseindrücke, wodurch zurückliegende Ereignisse und Erfahrungen nochmals erweckt werden, welche derart massiv sein können, dass Betroffene das Gefühl haben, als würden sie diese negativen Erlebnisse noch einmal durchleben. Dieses ist eigentlich völlig normal und betrifft alle Menschen, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung. Von BPS Betroffene erleben diese Erinnerungen in Form massivster so genannter Flashbacks und geraten hierdurch in einen Sog von sich aufbauendem inneren Druck, entfernen sich von der aktuellen Realität und durchleben diese „getriggerte“ Situation nochmals. Kurz umschrieben von Betroffenen: Es legt den Schalter um, das bekannte Programm läuft ab und ist häufig nicht mehr zu steuern.
Ich stehe neben mir, ich hasse mich
Borderliner leiden unter einer gestörten Selbstwahrnehmung, welche zum Großteil geprägt ist durch Selbstabwertung und nicht selten ihren Höhepunkt in einem für Außenstehende nur sehr schwer oder nicht nachvollziehbaren Selbsthass findet. Man kann sich selbst nicht mehr ertragen, ist geplagt von Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und Minderwertigkeitsgefühlen.
„Ich stehe neben mir“: Die Selbstwahrnehmung, das eigene Ich, ist gestört, Betroffene überkommt das Gefühl der Fremde, welches sowohl bedeuten kann, dass die Person sich in ihrem eigenen Körper fremd fühlt als auch in eigentlich vertrauter Umgebung. Fern jedweder Realität empfinden sich Borderliner in diesen Momenten selbst nicht mehr als real.
Ich kann nichts fühlen – die Gefühle nehmen Überhand
Einerseits kommt es zu einem völligen Verlust von Gefühlen und es entsteht die nur allzu bekannte innere Leere. Andererseits können Emotionen plötzlich ein Ausmaß annehmen, dass diese kaum mehr eingeordnet werden können. Beides, sowohl Verlust als auch Übermaß sind für Borderliner unerträgliche Zustände. Dieses Gefühlschaos führt häufig zu der übersteigerten Angst, die Selbstkontrolle zu verlieren oder wahnsinnig zu werden.
Selbstschädigendes Verhalten – SVV – der „innere Druck“
Sowohl für Außenstehende als auch das engere Umfeld der von einer BPS Betroffenen ist das selbstschädigende Verhalten – verständlicherweise – nicht nachvollziehbar und wirk
t beängstigend. Dieses Symptom ist wohl das die Borderline Persönlichkeitsstörung prägende, bekannteste, nach außen sichtbare Merkmal. Viele wissen, dass Betroffene sich selbst verletzen, sie wissen jedoch nicht warum.
Selbstschädigendes Verhalten tritt auf in Form von Verbrennen, Schlagen (entweder den Kopf gegen die Wand schlagen oder sich mit der Hand an den Kopf schlagen), verbrennen, ritzen, schneiden oder gar suizidalen Handlungen.
Auslöser und Gründe sind hierbei nicht immer dieselben. Der sogenannte Druck kann entweder in einem einzigen massiven Schub auftreten oder aber sich genauso gut über einen längeren Zeitraum aufbauen mit einer derartigen Wucht, dass es für Betroffene in dieser Situation keinen anderen Ausweg heraus gibt, keine andere Möglichkeit in Betracht gezogen wird, als sich selbst zu verletzen. Dieses Verhalten jedoch beruht nicht ausschließlich aufgrund dieses Drucks, es kann ebenso aus Schuldgefühlen heraus zur „Selbstbestrafung“ dienen oder soll, wenn innere Leere, völliges abgestumpft sein nicht mehr zu ertragen sind, helfen, zumindest körperlichen Schmerz zu empfinden. SVV kann durchaus zu einem festen Ritual werden.
Für Außenstehende schwer oder nicht nachvollziehbar, jedoch für Betroffene häufig als am hilfreichsten empfunden, wirken Selbstverletzungen tatsächlich hilfreich und befreiend, das heißt, wenn beispielsweise der Druck steigt und von Selbsthass, Emotionen und Schuldgefühlen begleitet wird und der Borderliner „austickt“, führen bewusst beigefügte Selbstverletzungen innerhalb weniger Sekunden bis Minuten zum Abbau des inneren Drucks, Unruhe und Angst beziehungsweise Panik. Es ist, als würde alles Belastende und Bedrückende sich auf diesem Wege nach außen „entladen“, die „Nerven fahren runter“ und ein gewünschter beruhigender Effekt tritt meistens schneller ein als entsprechende Medikamente.
Seelsorge Blog – Hilfe in akuten Krisen
Wenn Sie selbst betroffen sind und in eine akute Krisensituation geraten, stehen wir Ihnen gerne bei und sind Ihnen behilflich, diese Krise zu überwinden. Es ist für Borderliner nicht leicht, sich anderen Menschen anzuvertrauen, auch um Hilfe zu fragen beziehungsweise diese anzunehmen, ist problematisch und vielen Betroffenen meistens nicht möglich. Dieses ist uns durch unsere seelsorgerische Tätigkeit, den wertefreien Umgang mit Menschen und unsere Hilfe bekannt und bewusst.
Bitte wenden Sie sich an uns. Oft genügt schon ein offenes Gespräch, um eine Akutsituation zu überstehen.
Wir sind frei von Vorurteilen, bewerten Menschen nicht, da vor und für uns jeder Ratsuchende wertvoll ist. In der Seelsorgepraxis von Angelika Wander ist diese Einstellung die Basis, um Vertrauen aufzubauen und zu fördern.
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