Wenn die Seele trauer trägt, erscheint das Leben dunkel, eng und melancholisch. Depressive Episoden hinterlassen eine tiefe Schwere. Neben einer fundierten Therapie kann es helfen ein Bündnis aus verschiedenen Faktoren zu schmieden. Eine Psychotherapie mit ergänzenden seelsorgerlichen Gesprächen, Informationen über die Krankheit sammeln oder sich mit anderen Patienten über die Symptome austauschen.
Für depressive Menschen als auch für Angehörige stellen sich viele Fragen:
- Wie kann ich Linderung finden?
- Woher kommen Depressionen, welche Symptome gibt es?
- Gibt es spezielle Auslöser für depressive Phasen?
- Welche Behandlungsmethoden gibt es?
- Wie kann mich ein seelsorgerliches Gespräch unterstützen?
Depression – Verlauf und Auswirkung
Symptome der Depressionen
Unterteilung der verschiedenen Depressionen
Ursachen und Auslöser
Diagnose und Behandlung von Depressionen
Depressionen in Kindheit und Jugend
Erkennen, Wissen, behandeln
Depression – Verlauf und Auswirkung
Depression kann als eine psychische Störung klassifiziert werden, die Menschen aller Gesellschafts-, Altersgruppen und beider Geschlechter in gleicher Weise betreffen kann. Diese Störung ist gekennzeichnet durch unterschiedlich stark auftretende Symptome, wie starke Niedergeschlagenheit, emotionale Einengung, innere Leere, körperliche wie psychische Symptome bis hin zu Suizidgedanken, Suizidversuchen und dem vollzogenen Suizid. Die Depression wird begleitet durch gesellschaftlichen Rückzug, Überzeugung von eigener Minderwertigkeit, Angstzuständen, Schlaflosigkeit oder Flucht in den Schlaf, Konzentrationsproblemen und Einbuße der allgemeinen Vitalität.
Die Symptomatik einer schweren Depression ist sehr unterschiedlich und vielschichtig. Daher sind die gründliche Diagnose und die medikamentöse und therapeutische Behandlung eines Facharztes für Psychiatrie oder eines Psychologen notwendig. Depressionen sind ein so häufig diagnostiziertes Krankheitsbild, das sie zu den Volkserkrankungen zählen können. Nach Schätzungen des deutschen Bundesministeriums werden bei etwa vier Millionen Bürgern Depressionen diagnostiziert. Die Anzahl der Personen, die bis zum 65. Lebensjahr eine Depression durchgemacht haben, wird mit etwa zehn Millionen angegeben. Durchgeführten Studien zufolge sind Erstdiagnosen sehr häufig zwischen dem 16. und dem 20. Lebensjahr festzustellen. Über die Krankheitshäufigkeit von Frauen und Männern gibt es unterschiedliche Aussagen. Zwar überwiegen statistisch die Frauen, jedoch muss dies auch teils darauf zurückgeführt werden, dass nach wie vor sich Männer seltener ärztlichen und therapeutischen Rat suchen, somit ihre Dunkelziffer besonders hoch sein dürfte. Dabei sind die Zahlenangaben nicht ausreichend aussagekräftig, da nicht jede Depression ärztlich diagnostiziert wird und die Dunkelziffer extrem hoch sein dürfte.
Durch umfassende Aufklärungskampagnen, Informationen und auch durch Fälle von Depressionserkrankungen prominenter Personen, die durch die Presse gingen, hat die Akzeptanz in der Bevölkerung allgemein zugenommen. Die Depression wird heute nicht mehr in der Mehrheit als reine Stimmungsschwankung, Überreaktion, Überempfindlichkeit, mangelnde Beherrschung, Schwäche oder gar Abnormalität abgetan. Dennoch ist die gesellschaftliche Akzeptanz für noch lange nicht an dem Punkt angelangt, der nötig wäre, damit sich Erkrankte auch ohne Angst vor gesellschaftlicher und beruflicher Ausgrenzung in ärztliche und psychologische Behandlung begeben und offen mit ihrer Gesundheitsstörung umgehen können. Dies ist letztlich nur durch noch breitere und bessere Information zu erreichen.
Symptome der Depressionen
Es ist zu unterscheiden zwischen der krankhaften, therapie- und behandlungsbedürftigen Depression und depressiven Verstimmungen, wie sie fast jeder hin und wieder durchmachen. Erste Anzeichen können zwar ähnlich sein, wie beispielsweise ein zeitweiliger Rückzug, allgemeine Ermattung, Lustlosigkeit, Unruhe und ähnliche Merkmale, jedoch sind in einer krankhaften depressiven Episode anhaltend, verschlimmern sich. Es kommen in der Regel noch eine Reihe weiterer Symptome hinzu. Von einer ernsthaften psychischen Krankheit kann gesprochen werden, wenn sich Symptome häufen, wie
- verstärkter bis völliger Rückzug aus dem sozialen Umfeld
- anhaltende Antriebslosigkeit, begleitet von starker innerer Unruhe
- Interesselosigkeit an Geschehnissen und Umwelt, auch an der Familie, Teilnahmslosigkeit am Alltag
- Hohes Minderwertigkeitsempfinden
- Leerer, glanzloser Blick, Gleichgültigkeit
- Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit
- Angstetappen
- Anhaltende sexuelle Unlust
- Anhaltende Konzentrationsstörungen
- Zunehmende Bewegungsarmut, allgemeine Verlangsamung
- Hinweise auf Suizidgedanken, Suizidpläne
Vielfach werden diese Symptome noch von körperlichen Krankheitserscheinungen begleitet. Dazu gehören oft anhaltende Kopfschmerzen, Magenschmerzen ohne organische Ursache, nicht genau lokalisierbare Schmerzen, Augenprobleme, Einschränkungen der Reaktionen auf äußere Reize. Ein Arzt wird in der Regel zuerst die körperlichen Symptome auf organische Ursachen untersuchen, bevor er sie in den Kreis der psychosomatischen Störungen einordnet.
Personen, die an Depressionserkrankungen leiden, fühlen sich krank, zeigen auch deutliche Krankheitssymptome, sind jedoch meist noch nicht gleich bereit, sich in psychologische oder psychiatrische Therapie zu begeben. Meist werden während der ersten Phasen der Störung die körperlichen Probleme für den Zustand verantwortlich gemacht. Die Betroffenen suchen oft zahlreiche Ärzte auf, ohne ihre seelischen Probleme anzusprechen, nehmen zahlreiche Medikamente ein. Der tatsächliche Zustand wird oft über lange Zeit verschleiert. Besonders männliche Patienten neigen zum Verstecken der Störungen hinter körperlichen Symptomen, Ärger im Beruf, reagieren teilweise auch aggressiv auf Ratschläge, psychologischen Beistand in Anspruch zu nehmen. Teilweise werden depressive Episoden so über Jahre hinweg versteckt, bis die Krankheit nicht mehr verleugnet werden kann. Solche Personen sind besonders selbstmordgefährdet.
Wegen der anfänglich oft so geringen Krankheitseinsicht ist es wichtig, dass Menschen im nahen Umfeld des Kranken seine Symptome ernst nehmen. So kann ein Test auf Möglichkeit einer depressiven Erkrankung zur Erkenntnis der Krankheit beitragen. Anschließend sollte sich dann aber unbedingt eine Behandlung.
Unterteilung der verschiedenen Depressionen
In der Diagnostik werden Depressionen nach verschiedenen Arten unterschieden. Zur Klassifizierung gilt das internationale System ICD-10. Hier werden unterschieden die „leichten depressiven Episoden“. Hier treten weniger Merkmale auf, die Betroffenen können noch ihren Alltag meistern und berufliche Anforderungen erfüllen. Die mittelgradige depressive Episode ist durch stärkere Symptomausbildung gekennzeichnet, Tagesschwankungen nehmen zu, vielen alltäglichen können die Patienten nur noch bedingt gerecht werden. Als schwer wird die depressive Episode eingestuft, wenn betroffene Patienten stationär in einer Klinik behandelt werden müssen, da sie ihrem Alltag nicht mehr gerecht werden können, eine erhöhte Suizidgefahr besteht. Daneben steht noch die schwere depressive Episode, die von psychotischen Symptomen begleitet wird. Dazu gehören Wahnvorstellungen, Verfolgungswahn, schwere Panikattacken, unbegründete Selbstbeschuldigung und weitere zusätzliche Belastungen.
Nicht in jedem Fall ist jede Art von Depression klar in ein solches Schema einzuordnen. Sehr oft leiden depressive Personen unter sehr verschiedenen Äußerungen der psychischen Störung. Die Übergänge von einer Episode zur anderen können sehr fließend sein, eine Episode kann vorübergehend auftreten oder sich für längere Zeit verfestigen. Verfestigen können sich solche Krankheitselemente wie Angststörungen, Zwangsstörungen, Wahnvorstellungen, schwere Suizidgefährdung. In das große Feld der Depressionen gehören auch die manisch-depressiven Episoden, heute klassifiziert als bipolare Störung. Menschen, die unter diesem Krankheitsbild leiden sind oft chronisch daran erkrankt. Die Phasen von heftigen Manien, die mit extremen Bewegungszwängen, schrill-lauter Geselligkeit, Euphorie, Exzessen jeder Art, oft hemmungslosem Geldaufgeben bis zur hohen Verschuldung und mehr einhergehen, wechseln mit dem Sturz in eine schwere, tiefe Depressions-Phase. Während der manischen Phase haben die Patienten kein Krankheitsbewusstsein, sind besonders schwer zu therapieren. Diese Patienten befinden sich auf einer ständigen psychischen Achterbahn.
Depressionen können einen chronischen Charakter annehmen, wenn die depressiven Episoden sich regelmäßig wiederholen, depressive Verstimmungen über Zeiträume von zwei Jahren anhalten. Es gibt auch Krankheitsverläufe ohne symptomfreie Zeiten. Chronische Krankheitsverläufe der Depression gehen oft mit starken Angststörungen oder Zwangserkrankungen einher. Bei cirka 20 % bis 30 % der diagnostizierten Fälle von Depressionen wird die Krankheit durch verschiedenen Angsthörungen und soziale Phobien begleitet. Bekannt sind die so genannten Winterdepressionen in der lichtarmen Jahreszeit, sowie die „Wochenbettdepressionen“. Auch diese Erkrankungen sollten keinesfalls verharmlost und dem Selbstlauf überlassen werden.
Zahlreiche Menschen erleben depressive Phasen, wenn sie vom Berufsleben ins Rentnerdasein wechseln. Die so genannte Altersdepression ist besonders bei allein lebenden Rentnern und Personen im Alter ohne Aufgaben und Nützlichkeitsgefühl festzustellen. Oft gehen diese Altersdepressionen auch mit zunehmenden körperlichen, altersbedingten gesundheitlichen Einschränkungen einher.
Ursachen und Auslöser
Ursachen für eine starke Neigung zu solchen psychischen Störungen sind sehr häufig genetisch bedingt. Das Erkrankungsrisiko liegt bei Kindern mit einem erkrankten Elternteil bei 10 % bis 15 %, bei zwei erkrankten Elternteilen sogar zwischen 30 % und 40 %. Die genetische Anlage besagt jedoch nicht, dass es unbedingt zu einer Depression kommen muss. Ein medizinisch sicherer Faktor sind Störungen im sorotonalen und noradrenalen System, wobei es zu einem zu niedrigen oder zu hohen Spiegel der entsprechenden Botenstoffe kommen kann. Festgestellt wurden auch Veränderungen bei Aktivitäten und Aufbau verschiedener Hirnareale. So sind vielfach Hirnregionen weniger aktiv, die für positive Gefühle zuständig sind, dagegen sind Areale überaktiv, die für eine negative Spiegelung verantwortlich sind. Gestört ist in der Regel die Ausschüttung der Stresshormone.
Um einen Ausbruch einer depressiven Episode zu verursachen, kommen zu diesen Bedingungen stets auch etliche psychische Ursachen und konkrete Auslöser für die Krankheit. Psychische Ursachen können negative Erfahrungen in der Kindheit sein, eine frühe Prägung auf negative Denkmuster und Ängste, Erlebnisse von Gewalt, Verlust, Vernachlässigung, mangelnder emotionaler Zuwendung. Des Weiteren gehen den deutlichen Erkrankungszeichen oft einschneidende persönliche Erlebnisse voraus, wie der Tod von nahen Angehörigen, die Diagnose einer schweren Krankheit, umfassende Umbrüche in der eigenen Lebenssituation, Beziehungs- und Familienprobleme, anhaltende Stresssituation im privaten und beruflichen Umfeld. Personen mit einer Neigung zu Depressionskrankheiten haben meist eine geringere persönliche Stabilität beim Umgang mit Stress, erleben besonders Situationen als schwer erträglich, die sie nicht kontrollieren können. Das Verhalten in Stresssituationen und bei Lebensumbrüchen ist eher passiv. Gleichzeitig machen sich Menschen mit einer Veranlagung für Depressionen für alle denkbaren eintretenden Ereignisse selbst verantwortlich. Dies entspringt vielfach einem negativ geprägten Selbstbild und einem schwach ausgeprägten Selbstbewusstsein.
Die Auslöser für einen Krankheitsausbruch sind so vielfältig wie die Lebenssituationen insgesamt. Was für den depressiv Kranken die Problematik erhöht, ist der Art des Umgangs mit Situationen, mit denen er konfrontiert wird. Es gibt eine starke Neigung, sich selbst und eigene Fähigkeiten ständig abzuwerten. Folglich werden Situationen, die bewältigt werden könnten, eher als unvermeidlich betrachtet. Auslöser sind sehr häufig dauerhafter beruflicher Stress und Erfolgszwang, Leistungszwang. Ebenso können schwere Erkrankungen, körperliche, besonders chronische Krankheiten, Behinderungen, auslösend sein. Vereinsamung kann ebenso ein Auslöser sein, wie ständiger Druck, der durch dominante Nähe verursacht wird. In den meisten Fällen kommen sehr viele unterschiedliche Auslöser für die Depressionen infrage. Nicht immer gibt es klar erkennbare Auslöser. Es kommt durchaus vor, dass die Erkrankung an einem Punkt ausbricht, den gesunde Menschen eher als positiv bezeichnen würden. So kann es zur Krankheit kommen während einer Zeit guter beruflicher Erfolge, scheinbarer persönlicher Sicherheit und in einer offenbar glücklichen Beziehung zu Partnern und Familie. Ausbrüche dieser Art sind sehr oft durch verdrängte Erlebnisse und Ängste mit bedingt. Menschen mit der Veranlagung zu Depressionen können auch auf dem Höhepunkt von Erfolgen, plötzlich Zukunftsangst entwickeln, den Anforderungen nicht weiter gerecht zu werden, sich durch übersteigerte Fehleranalysen selbst negativ betrachten oder ihr eigenes Tun als inhaltslos und sinnlos empfinden. Gerade bei chronischen Verläufen oder der bipolaren Form liegen die Ursachen und Auslöser oft weit in der Vergangenheit.
Viele Betroffene mit Depressionsneigung und bereits durchgemachten Episoden, zeigen auch eine Neigung zum Suchtverhalten. Dabei können sich Sucht und Depression gegenseitig bedingen. So können depressive Erkrankungen durch die Sucht (Alkohol, Drogen, Spielsucht) ausgelöst werden, umgekehrt wird oft der Weg aus den unausweichlich erscheinenden Lebenssituationen durch Betäubung mit Suchtmitteln gesucht. Suchterkrankungen sind somit vielfach auch von Depressionen begleitet und umgekehrt.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose „Depression“ wird häufig bereits vom Hausarzt gestellt. Der Diagnose voraus gehen gewöhnlich eingehende körperliche Untersuchungen. Hierbei sollen weitere Krankheiten ausgeschlossen werden. Dabei werden auch jene körperlichen Beschwerden diagnostiziert, die die Patienten mit Schmerzzuständen und anderen Symptomen beschreiben. Auch die körperlichen Probleme im Verlauf einer Depressions-Diagnose werden heute sehr ernst genommen. Was in früheren Zeiten oft als „eingebildete Krankheit“ abgetan wurde, da sich keine Nachweise für das Leiden fanden, ist vielfach eine Begleiterscheinung der Depression, die den Patienten real an den beschriebenen Symptomen leiden lässt. Der körperlichen Untersuchung, einschließlich der Laborwerte, folgt die Anamnese, bei der im Gespräch der Krankheitsverlauf ermittelt wird. Bestehen eindeutige Anzeichen für die Krankheit über einen zweiwöchigen Zeitraum hinweg, so wird der Patient meist an einen Facharzt der Psychiatrie oder Neurologie, bei klarer Diagnose auch an einen Psychologen verwiesen.
Depressionen sind dank der modernen Medizin und Psychologie heute im Durchschnitt gut behandelbar. Das Problem liegt weniger bei der Therapiemöglichkeit dieser Krankheiten als beim mangelnden Krankheitsbewusstsein vieler Patienten und der langen Dauer zwischen Krankheitsausbruch und dem Weg zum Arzt.
Meist wird für die Behandlung eine Kombination von Medikamenten und Psychotherapie angestrebt. Welche Therapien, welche Medikamente und verschiedenen Formen der psychologischen Begleitung angewandt werden, hängt von der Art und Schwere des Verlaufs ab. In vielen Fällen können die Depressions-Erkrankungen vollkommen ausgeheilt werden, das heißt einer oder einigen Episoden folgt nach der Behandlung keine weitere Krankheitsepisode. Wurde jedoch bereits eine Episode der Krankheit durchgemacht, ist die Häufigkeit weit höher als Neuerkrankungen bei Menschen, bei denen es bisher keine diesbezüglichen Anzeichen gab.
So wirksam die Vielzahl der Medikamente ist, die es heute für depressive Leiden der unterschiedlichen Erscheinungsform gibt, darf die psychologische Therapie für die Krankheit nicht außer Acht gelassen werden. Medikamentös werden verschiedene Mittel eingesetzt. Das sind beispielsweise die Serotoninwiederaufnahmehemmer, SSRI, die trizyklischen Antidepressiva, die heute weniger verschrieben werden, da sie vielfach heftige Nebenwirkungen haben, die Monoaminoxidasehemmer, MAO Hemmer, Noradrenalinwiederaufnahmehemmer, NARI, bei bestimmten Depressionsformen Neuroleptika, bei bipolaren Erkrankungen besonders Antidepressiva und Lithium, Stimmungsstabilisatoren wie zum Beispiel Valproinsäure oder Lamotrigin.
Bei bestimmten Depressionsformen, wie mittelgradigen depressiven Episoden und der so genannten Winterdepression kann der Einsatz der Lichttherapie erfolgversprechend sein. Bei einer Kombination depressiver und epileptischer Krankheitsbilder wird vielfach die Elektrokampftherapie angewandt. Dieses Verfahren, dass unter Narkose durchgeführt wird, wird dann eingesetzt, wenn medikamentöse und andere Therapieformen versagen.
Da Depressionen immer Psyche und Körper erfassen, ist eine begleitende Psychotherapie meist erforderlich. Hier gibt es sehr viele verschiedene Verfahren der Behandlung. Eingesetzt werden Methoden wie die kognitive Verhaltenstherapie, die analytische Psychotherapie, Gesprächstherapie, Gestalttherapie, Ergotherapie, Achtsamkeitstherapie und weitere. Therapien werden sowohl als Gruppentherapien wie auch Einzeltherapie angeboten, vielfach auch als Kombination.
Bei schweren Fällen der Erkrankung ist vielfach eine stationäre Behandlung nicht zu umgehen. Dies ist besonders dann erforderlich, wenn Patienten nicht mehr fähig sind, ihren Alltag zu gestalten, ambulante Behandlungen versagen, eine hohe Suizidgefährdung vorliegt. Der stationären Behandlung sollte allerdings immer eine intensive Nachbehandlung folgen, da sonst geringere anhaltende Erfolge zu verzeichnen sind. Dies betrifft sowohl die Kontrolle der medikamentösen Therapie wie auch eine weitere ambulante psychologische Behandlung. Hilfreich können nach einer stationären Behandlung und auch zusätzlich zur psychologischen Therapie oder nach Abklingen der Symptome die Besuche von Selbsthilfegruppen sein.
Depressionen in Kindheit und Jugend
Einen bedeutenden Raum in der Diagnostik und Behandlung nehmen Störungen im jugendlichen Alter und im Kindesalter ein. Besonders bei Kindern sind die Symptome oft weniger klar zu durchschauen als beim Erwachsenen. Auffälligkeiten, die auf eine Erkrankung hinweisen könnten, sind unter anderem:
– traurige Stimmung, Apathie
– Spielunlust
– Aggression
– Schlafstörungen, Alpträume
– Isolation von anderen Kindern
– Starke Gewichtsveränderungen
– Abfall schulischer Leistungen
– Ängstlichkeit, Rückzug
– Schuldgefühle, Versagensangst
– Unzugänglichkeit für Zuspruch und Trost
– Beschäftigung mit dem Tod und mit Selbstmordvorstellungen
– Soziale Abgrenzung, heute besonders auch totaler Rückzug in die digitale Welt
– Später Selbstverletzungen, Essstörungen
– Zunehmende Unruhe, die Aggression mit Apathie wechselt
Die Anzeichen während der Kinder- und Jugendjahre sind vielschichtiger als bei Erwachsenen. Die benannten Anzeichen können durchaus auch auf andere Erkrankungen oder Probleme deuten, sollten jedoch immer ernsthaft beachtet werden. Wie bei den erwachsenen Patienten, leiden auch Kinder und Jugendliche unter zahlreichen körperlichen Krankheitserscheinungen, Schmerzen, besonders an Kopf- und Bauchschmerzen. Besonders, wenn es bereits in der Familie Fälle der Erkrankung gab oder Eltern akut oder chronisch erkrankt sind, sollte den Kindern besonderes Augenmerk zukommen. Ansprechpartner für die Eltern sind Ärzte, Kinderpsychologen und die Schulpsychologen.
Die Entwicklung der Störung während der frühen Lebenszeit gewinnt auch besonders deshalb viel Beachtung, weil die betroffene Personengruppe insgesamt jünger geworden ist. Ein großer Teil der an einer Depression erkrankten Menschen, die diagnostiziert und behandelt werden, gehören zu der Altersgruppe zwischen 18 und 28 Jahren. Dabei treten Depressionserkrankungen vielfach zusammen mit Merkmalen von Borderline Syndrom, Bulimie, Magersucht, dem Konsum von Alkohol und anderen Drogen, sowie starken Aggressionen auf.
Eltern, Angehörige, Erzieher und Lehrer sollten Auffälligkeiten im Verhalten beim Kind und beim Jugendlichen stets sehr ernst nehmen. Gerade hinter aggressiven Verhalten, dass mit Rückzug aus dem Umfeld gepaart ist, versteckt sich häufig eine Depression. Die Erkrankung ist umso folgenloser zu behandeln, desto früher sie erkannt und behandelt wird.
Erkennen, Wissen, behandeln
Die Dunkelziffer von nicht behandelter und nicht diagnostizierter Depression ist noch immer unverhältnismäßig hoch gegenüber den behandelten Fällen von Depressionen. Das allgemeine Wissen um die Symptome und Gefahren dieser Erkrankungen hat noch immer Aufholbedarf. Obwohl durch Internet und Kampagnen von Krankenkassen, Medizinern, Stiftungen und Gesundheitsorganisationen in Deutschland die Information der Menschen heute entschieden verbessert wurde, mangelt es nach wie vor an ausreichenden Kenntnissen in der Bevölkerung und an sozialer Akzeptanz. Eine Gesundheitsstörung, die oft so schwer für Außenstehende zu fassen und zu verstehen ist wie die Depression, zu akzeptieren, dazu gehört mehr Wissen um die Störung. Besseres Wissen macht es auch für die Betroffenen leichter, eine Depression zu erkennen und die Notwendigkeit der Behandlung einzusehen.
Erkennen können, wo es Symptome für eine mögliche Depression geben könnte, ist besonders bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsen wichtig. Sie verfügen noch nicht über die Möglichkeiten umfassender Information und können oft die Krankheitszeichen an sich selbst nicht deuten. Umso notwendiger ist es, dass sich Eltern und Erzieher hier eingehend informieren.
Gerade für Menschen, die besonders gefährdet sind, früher oder später an dieser psychischen Störung zu leiden, da es bereits mehrere Fälle in der Familie gab oder sie selbst an sich eine zunehmende Neigung zu negativem Denken, Niedergeschlagenheit und gesellschaftlichen Rückzug feststellen, kann es wichtig sein, sich über die Auslöser Gedanken zu machen, die zu einem Ausbruch führen können. Niemand kann kritische Lebenssituationen und plötzliche Umbrüche im Leben gänzlich vermeiden. Eine wichtige Voraussetzung, um mit solchen Umbrüchen fertig werden zu können, ohne in den Sog von Depressionen zu geraten, ist ein gesundes Selbstbewusstsein. Daher ist es besonders wichtig, dass bei Kindern und Jugendlichen das Selbstbewusstsein gestärkt wird, Leistungen Anerkennung finden und auch Leistungseinbrüche nicht zur Ablehnung führen.
Depressionen sind vielfach begleitet von Gefühlen hoher Unsicherheit, sowohl Unsicherheit des Eigenwerts wie auch der gesellschaftlichen Umgebung und der Perspektiven. Die heutige Zeit ist schnelllebig und bietet viele alt hergebrachte Sicherheiten, sei es im Beruf oder in der Familie, nicht mehr. In Therapien, die für Depressive angeboten werden, können Menschen allerdings lernen, sich nicht von Ereignissen passiv überrollen zu lassen, sondern selbsttätig Veränderungen anzustreben und eigene Leistungen auch selbst schätzen zu lernen. Sie können lernen, sich innere Sicherheiten zu schaffen und Rückzugsmöglichkeiten bei drohender Überforderung.
Burnout ist eine Äußerungsform einer depressiven Erkrankung. Die Ursachen können im beruflichen wie auch im privaten Umfeld liegen. Betroffene versuchen meist über lange Zeit hinweg, Anforderungen gerecht zu werden, denen sie nervlich und gesundheitlich nicht dauerhaft gewachsen sind. Es kommt zum „Ausgebranntsein“. Die Symptome sind die typischen Merkmale eine Depression. Das Syndrom ist in diesen Krankheitskreis einzuordnen.
So gut heute auch die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten sind, die Betroffenen jeder depressiven Erkrankung müssen sich immer darauf einstellen, dass eine Besserung oder gar eine Heilung nicht von heute auf morgen erfolgen kann. Auch kann selten allein mit medikamentöser Behandlung ein dauerhafter Erfolg erzielt werden. Depressionen sind Krankheiten, die sich nicht schnell behandeln lassen, ihre Behandlung erfordert die Geduld der Patienten und der ihnen nahe stehenden Menschen. Viele Patienten sind über mehrere in Behandlung, müssen verschiedene Medikamente und Therapien erproben bis der richtige Weg gefunden ist. Ein verlässliches soziales Umfeld ist für alle Betroffenen, jedoch ganz besonders für die sehr jungen Patienten von entscheidender Wichtigkeit.